Geschichte der Sängervereinigung Iggelheim
Die beiden Gründungsvereine:
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Sängervereinigung Iggelheim 1871 / 1905 | ||||||||||||
Das Land erholte sich langsam von den Grauen des zweiten Weltkrieges, Ruhe und Frieden kehrte in die Dorfgemeinschaft ein. Trotz der Opfer und der schweren Nachkriegszeit fanden sich 1947 wieder einige Idealisten und riefen den Gesang zu neuem Leben. Die Idee, die ehemaligen Gesangvereine Eintracht und Frohsinn zu vereinen, fand lebhaften Beifall. Ausschlaggebend war auch die französische Militärregierung, die zunächst nur einen Gesangverein im Dorfe zuließ. So kam es am 30. März 1947 im Gasthaus "Zum Hirsch" zur Gründungsversammlung von 37 Mitgliedern, wo sich die "Sängervereinigung Iggelheim 1871/1905" neu konstituierte. Der unter diesem Namen wiedergegründete Verein sieht laut Satzung in der Pflege und Ausbreitung des deutschen Chorgesangs seine wichtige kulturelle Gemeinschaftsaufgabe und führt somit die alte Tradition fort. Im Vereinsnamen sind auch die Gründungsjahre der Vorgänger, nämlich 1871 für den Gesangverein "Eintracht" und 1905 für den Arbeiter-Gesangverein "Frohsinn" festgehalten. Die Initiatoren und Triebfedern dieser Vereinigung waren die Herren Johannes Wagemann und Jakob Bohrmann, die später ob ihrer Verdienste zu Ehrenvorsitzenden ernannt wurden.
1947 Die 1. Singstunde wurde am 18.04.1947 durchgeführt, von der Gemeinde wurde uns ein Schulsaal im Schulhaus in der Langgasse zugewiesen, der vom Verein noch hergerichtet und die Lichtanlage in Ordnung gebracht werden mußte. Als Dirigent konnte Hans Schott aus Dannstadt verpflichtet werden, der es jedoch zu Bedingung machte, daß der Verein für Fahrgelegenheit sorgt, das heißt, ihn abholt und wieder heimbringt. Am 6.7. wird der einstimmige Beschluß gefaßt, daß das noch vorhandene Vereinsvermögen beider Gründungsvereine in dem Gesamtvermögen der neuen Sängervereinigung aufgeht.
1948 Am 8.02.1948 wird beschlossen, die SV in das Vereinsregister eintragen zu lassen. Hierzu ist jedoch eine ordnungsgemäße Satzung von nöten. Die beiden vorhandenen Klaviere sollen gegen einen Flügel getauscht werden. 21.6.48 Währungsreform. Die Vereinskasse weist ein Vermögen von 2866,71 RM aus. Dem evangelische Kirchenchor wird aus der Zeit des gemischten Chors bei der "Eintracht" kirchliches Notenmaterial leihweise zur Verfügung gestellt.
1949 In der Generalversammlung vom 23.01.1949 wird nach lebhafter Diskussion einstimmig beschlossen, die Ehrungsmodalitäten doch wie bisher bei den Gründungsvereinen beizubehalten: Ernennung zum Ehrenmitglied entweder bei 25 jähriger ununterbrochener aktiver Singetätigkeit oder 35 Jahren passiver Mitgliedschaft. Das erste Konzert der neugegründeten SV findet am 22.05.1949 in Böhl gemeinsam mit den Böhler Sängern statt, nachdem Direktor Schott auch den Böhler Chor dirigiert. Das Vermögen des AGV Frohsinn wird im Nachhinein mit 1523,Mark per Auflösung festgestellt. Am 30.12.1949 wird ein Konzertflügel zum Preis von 2900 DM erworben. Zur Finanzierung werden an die Mitglieder Anteilscheine ausgegeben. Die Klaviere sollen an interessierte Mitglieder verkauft werden.
1950 Es wird der Austritt aus dem Pfälzer Sängerbund im Deutschen Allgemeinen Sängerbund erklärt und der Beitritt in den Pfälzischen Sängerbund im Deutschen Sängerbund vollzogen. Am 23.04.1950 wird der Beschluß gefaßt, die Vereinsfahne von 1896 umsticken zu lassen und zwar soll aus Gesangverein Eintracht jetzt Sängervereinigung Iggelheim werden. Am 17.12.1950 wird die alte Tradition des "Eintracht" fortgesetzt und die erste Weihnachtsfeier nach dem Krieg neben einem Weihnachtstheater auch mit einem Lustspiel "Ede als Regierungsrat" verschönert. Der Eintrittspreis betrug 50 Pf., der Erfolg sprach für sich. Mit Wirkung vom 01.01.1950 wird der Sängerkreis Speyer gegründet. Das erste Wertungssingen der Gruppe Schifferstadt findet am 15. Oktober in der Turnhalle des VfL Iggelheim statt. Mit der Note „fast sehr gut" bot der Chor eine überzeugende Leistung. Am 8.10. beteiligte sich der Chor beim Gemeindeabend der prot. Kirchengemeinde anläßlich der Einholung der Glocken. Der 31.12.1950 schloß mit einer Restschuld an die Mitglieder in Form von Gutscheinen aus dem Flügelkauf in Höhe von 1267,DM.
1951 Am 04.03.1951 wird eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen zur Festlegung und Besetzung der einzelnen Ausschüsse für die Gestaltung des anstehenden Jubelfestes "80 Jahre" am 19.-21.05.1951 auf dem VfL-Sportplatz. Es wird ein Zelt angemietet mit einem Fassungsvermögen von 1800 Personen. Ebenso soll die Veranda und die Turnhalle mitgenutzt werden.
Das Jubelfest wird eröffnet am Samstag mit einem Festbankett, welches das Blasorchester Concordia und die örtlichen Gesangvereine umrahmen. Dem Weckruf am Sonntag um 7 Uhr erfolgt um 10 Uhr ein Frühkonzert auf dem Festplatz. Am Nachmittag zieht ein Festzug mit 36 Gruppen durch die Ortsstraßen, bevor das Freundschaftssingen mit 25 Gastvereinen dargeboten wird. Ab 20 Uhr konzertiert wiederum die Concordia und der Montag endet mit vielen Volksbelustigungen.
1955 Am 23.07.1955 stellt Jakob Bohrmann den Antrag auf Errichtung eines Sängerheimes. Die Gemeinde soll um einen Bauplatz auf Erbbaurecht angegangen werden. Nun trifft auch noch der Antrag des Landratsamtes und zugleich des Kreisschulamtes ein, wonach der Schulsaal in der Grundschule weiterhin nicht mehr als Sängerübungsraum zur Verfügung gestellt werden kann. Nun wird erst recht unser Vorhaben, ein eigenes Heim zu erstellen, von dringlicher Bedeutung. Mehrere Vorschläge der Gemeinde konnten von uns bisher nicht angenommen werden.
1956 In der Generalversammlung vom 15.01.1956 wird der von der Gemeinde angebotene Garten beim Anwesen des alten Schulhauses einstimmig angenommen. Der Gesamtausschuß spendete daraufhin bereits einen ansehnlichen Betrag und es wird mit der Opferfreudigkeit der Mitglieder gerechnet, daß das Projekt "Sängerheimbau" ohne Probleme finanziert werden kann. Am 9.3. erklärt sich Mitglied Helmut Wenz bereit, ehrenamtlich und unentgeltlich die Bauleitung zu übernehmen. Sofort wird mit der Ausarbeitung des Erbbaurechtsvertrages begonnen und die amtliche Vermessung beantragt. Mit der Einreichung des Bauplanes laufen bereits die ersten Vorarbeiten für die Materialbeschaffung. Man ist Feuer und Flamme die Euphorie geht sogar soweit : am 12.05.1956 wird jedes Ausschußmitglied verpflichtet, wenn es zur plötzlichen Arbeitshilfe eingeladen wird (z.B. Abladen von Material), unverzüglich die Arbeit aufzunehmen. Eine Planänderung muß unter Einschaltung der Bezirksregierung vorgenommen werden, was nach Ansicht des Vorsitzenden Jakob Bohrmann, der die Triebfeder zu allem ist und immer in vorderster Front steht, viel zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Durch die bereits erfolgten Materiallieferungen sind die Barmitel aufgebraucht, weshalb gegen Bürgschaft verschiedener Ausschußmitglieder bei der Raiffeisenkasse ein Darlehen von 3000,- DM aufgenommen werden muß. Am 22.09.1956 wurde der Erbbaurechtsvertrag genehmigt und trotz aller Bautätigkeit fand man noch die Zeit am 07.10.1956 einen Ausflug nach Altleiningen zu unternehmen. Aber wer Jakob Bohrmann noch kannte, dem war klar: Zum Wintereinbruch war das Sängerheim unter Dach.
1960 Die im Hinblick auf den Sängerheimbau aufgenommenen Bankdarlehen konnten restlos getilgt werden. In der Versammlung vom 24.01.1960 wird man sich einig, den auf Erbbaurecht genutzten Platz käuflich erwerben zu wollen. Mit der Gemeinde sollen die Verhandlungen aufgenommen werden. Der Gemeinderat hatte unserem Ansuchen auf Erwerb des Grundstücks zugestimmt zum Preise von 3,-/qm, so daß 1961 in der Generalversammlung vom 08.01.1961 der erforderliche Beschluß seitens des Vereins gefaßt werden konnte. Am 15.-17. Juli 1960 wurde das 90-jährige Stiftungsfest in der Sporthalle des VfB Iggelheim begangen. Das Festbankett am Samstag gestalteten der Vereinschor zusammen mit dem GV Liederkranz. Zum anschließenden Freundschaftssingen ebenso wie am Sonntag machten die Gastvereine aus der Umgebung ihre Aufwartung. Der Montag rundete mit Unterhaltungsmusik und Einlagen des TSV Iggelheim und örtlicher Gruppen das Fest ab. Als Festkapelle war die "Schwarz-weiß" engagiert. Der Erlös aus dem Fest wurde verwendet, um die Kosten für den Platzkauf zu begleichen. Dies erfolgte auf gemeindliche Anforderung am 23.09.1961. Nun war die Sängervereinigung Eigentümer.
1964 In der Generalversammlung vom 19.01.1964 wird der Beschluß gefaßt, der der jeweilige Chorleiter grundsätzlich als stimmberechtigtes Mitglied dem Ausschuß angehört. Am 19.6 wird in einer a.o. Mitgliederversammlung eine Satzungsänderung vollzogen. Die Sitzungen 1964 waren stets mit Planungsverhandlungen für den bevorstehenden Umbau ausgefüllt.
1965 und 1966 waren gezeichnet von reger Um- und Erweiterungsbautätigkeit. Unter der Leitung von Erich Hoock werden ein Sitzungszimmer mit Nebenzimmer und teilweiser Unterkellerung geschaffen. Hierzu war auch die Änderung der Toilettenanlage erforderlich, ebenso mußte die Dachkonstruktion des Neubaues mit dem Altbestand verbunden werden. Daß in dieser harten Belastungsphase das übliche Vereinsleben und der Singstundenbetrieb nicht besonders litt, zeugt schon von sehr viel Idealismus der aktiven Sänger. Am 1. Oktober 1966 sind die Umbauarbeiten soweit fortgeschritten, daß Aufschlagfest gefeiert wird. In der Gemeinde herrscht Schulraumnot Die Verwaltung tritt an uns heran zwecks Anmietung des Sängerheims nach Fertigstellung der Umbaumaßnahme.
1968 Der Umbau ist fertig. Ab 01.04.1968 wird das Sängerheim als Schulraum an die Gemeinde vermietet. Als Jahresentschädigung wird ein Beitrag von 1000,- angesetzt. Außerdem werden von der Gemeinde alle anfallenden Kosten für Heizung, Beleuchtung, Wasser und Reinigung übernommen. Die bereits anfallenden Kosten für Kanalbau werden zunächst gestundet und mit der Entschädigung verrechnet. Eine besondere Ehre wurde dem Vereinschor am 17.11.1986 zuteil. Anläßlich des 50.Jahrestages der Unabhängigkeitserklärung Lettlands sang der Chor im Mannheimer Rosengarten. Höhepunkt der Veranstaltung waren das Lied „Ewig blaues Lettland-Gebirge", das in der Landessprache vorgetragen wurde und die lettische Volkslieder-Suite mit Kammerorchester und Solostimme. Stürmischer Applaus und wohltuende Dankesworte waren das Zeichen, daß wir gut aufgenommen worden sind. Da sah man manche Träne rollen ... stand tags darauf in der Zeitung.
1969 Das Sängerheim wird weiter genutzt für Mütterberatung, Kreisvolksbildungswerk und Maschinenschreibkurs, ebenso hält der Gemeinderat seine Sitzungen dort ab. Eine Terminkoordination ist unbedingt erforderlich, geht aber ohne Probleme vonstatten. Die Außenansicht des Sängerheimes wird neu verputzt und gestrichen, der Kanalhausanschluß wird hergestellt und die Gehwegplatten auf dem Bürgersteig verlegt. Die Kanalkosten sind mittlerweile abgemietet, die anstehenden Straßenbaukosten werden gestundet bzw. abgemietet. Am 15.03.1969 beteiligt sich der Chor am Heimatabend anläßlich des 400‑jährigen Bestehens des alten Iggelheimer Rathauses.
1970 In den Sommerferien wurde der Hof neu beplattet, was reibungslos vonstatten ging. Man war froh, daß die Bautätigkeit beendet war, denn die Vorbereitungsarbeiten zum bevorstehenden 100-jährigen Jubiläum nahmen breiten Raum ein.
1971 Die Vorbereitungen für das Jubiläumsfest waren schon frühzeitig angelaufen, das Fest konnte beginnen. Eine umfangreiche Festschrift war verfaßt worden.
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